Arschloch oder Die Malediktologie
Leseprobe aus "Mit meinem Senf dazu"
(Siehe Rubrik "Bücher")Es ist kaum zu glauben wie viele Arschlöcher auf der Welt herumlaufen, wenn man den wiederholten hunderttausenden Anschuldigungen Glauben schenken will. Ausser in Italien und Spanien, aber davon später. Noch kaumer zu glauben ist, dass es tatsächlich Leute gibt, die sich wissenschaftlich mit Schimpfwörtern und dem Fluchen auseinandersetzen. Einer davon ist Daniel Gutzmann, Linguist und Dozent an der Universität Köln. Seine Wissenschaft der Malediktologie untersucht, wie Schimpfwörter funktionieren und weshalb im Deutschen so oft Fäkalwörter fallen wie in kaum einer anderen Sprache, zudem warum Fluchen gesund ist.
Schimpfwörter sind inzwischen so ubiquitär und auch inflationär, dass es nur logisch ist, dass sich Sprachwissenschaftler nun auch intensiv mit diesen und insbesondere mit Fäkalwörtern auseinandersetzen. Es scheint dies ein Zeichen der Zeit – und meiner Meinung nach eines der generellen Dekadenz – zu sein. Nicht nur Sprachwissenschaftler, nein auch Gehirnforscher beschäftigen sich mit dem Fluchen. Unter dem Titel «Fluchen Sie ruhig – das macht Sie stärker!» war vor kurzem ein Interview mit dem Neurowissenschaftler Henning Beck zu lesen. Gemäss seiner Studien scheinen Schimpfworte einen psychologischen Nutzen zu haben, denn Menschen ertragen zum Beispiel körperliche Schmerzen besser, wenn sie fluchen. Der Grund dafür, so Beck, ist die Tatsache, dass das Gehirn schlecht zwei Sachen gleichzeitig machen kann. Eine Handlung wie das Schimpfen führt dazu, dass man sich mehr auf das Fluchen konzentriere und das Gehirn von der unangenehmen Situation abgelenkt werde. Es müssen aber echte Schimpfwörter sein, nichts Künstliches, Verkopftes. Etwas, bei dem man emotional wirklich dabei ist. Dann fühle man sich nach dem Fluchen tatsächlich besser.Weiterlesen...
Selbstgespräche
Leseprobe aus "Mit meinem Senf dazu"
(Siehe Rubrik "Bücher")Jahrelang wurde jemand der Selbstgespräche führte, als senil abgestempelt. Das jagt mir Angst ein, denn wiederholt ertappe ich mich, wie ich «Warum geht das jetzt nicht?» oder «Wo habe ich den verdammten Schlüssel hingelegt?» vor mich hin murmle und sehe mich schon als sozial geächteter vor den Toren einer psychiatrischen Klinik stehen. Selbstgespräche, das machen doch nur Verrückte und Spinner!
Und nun dies: « Selbstgespräche helfen der Impulskontrolle, sie fördern die Konzentration und unterstützen die Planung von Handlungen.» Genau dieser Text war kürzlich in einer Tageszeitung zu lesen. Das hat mein Weltbild grundlegend verändert und mein Selbstwertgefühl schlagartig in die Stratosphäre katapultiert. Es ist einem neuen Zeitgeist und insbesondere der Psychologie - zu welcher ich eigentlich ein deutlich zwiespältiges Verhältnis habe- zu verdanken, dass den Selbstgesprächen ein neuer, durchaus positiver Stellenwert zugesprochen wird.Weiterlesen...
Die etwas andere Globalisierung
„Globalisierung“ sagte Robert D. Kaplan kürzlich in einem Interview, „ist nichts anderes als Containerschiffahrt.“ Das wieerum besagt nicht anderes, als dass Waren von Australien nach Amerika, von Amerika nach Europa, von Europa nach Afrika, von Afrika nach Asien und von Asien nach Australien verschifft werden. Meiner bescheidenen Meinung nach ist die kontinuierliche Intensivierung des Luftverkehrs mit den zunehmend fallenden Preisen und die damit verbundene rege interkontinentale Reisetätigkeit ebenfalls ein nicht zu vernachlässigender Faktor der Globalisierung, denn Globalisierung kann ja nicht nur als ökonomischer Faktor betrachtet werden. Ob die Globalisierung ein Segen oder ein Fluch ist, bleibt im Moment noch eine offene Frage. Weiterlesen...
Einkaufen
Schon bevor man den Laden betritt steht man vor der ersten Hürde: Soll ich lediglich einen Korb, einen Korb mit Rädern oder gar einen Einkaufswagen nehmen? Bei den meisten Internet-Versandläden heisst es auch „In den Einkaufswagen“ und nur selten „In den Einkaufskorb“, offenbar in der Annahme, dass ein Grosseinkauf stattfindet.
Wenn es eine Weltmeisterschaft im Einkaufen gäbe so könnte sich meine Frau problemlos bewerben.Weiterlesen...
Die Kraft der Symbole
Unter einem Symbol versteht man ein bildhaftes, anschauliches, wirkungsvolles Zeichen für einen Begriff oder Vorgang, oft ohne erkennbaren Zusammenhang mit diesem. Symbole, wie sie in Religion, Mythos oder Kunst vorkommen, lassen sich in ihrer Bedeutung oft nicht rein rational übersetzen oder interpretieren. Sie enthalten einen sogenannten Bedeutungsüberschuss.
Häufig verwendete Symbole sind etwa das Herz, stellvertretend für Liebe und Gesundheit, die Taube, welche für Frieden oder Liebe steht, der Baum, der Wachstum, Stabilität und ewiges Leben symbolisiert oder die Eule, die Weisheit und Intelligenz repräsentiert. Geläufig sind einem auch die unheilvollen Symbole Sense und Stundenglas. Sanduhren stehen für die Lebenszeit und damit auch die Sterblichkeit. Gläser - zum Beispiel kostbar verzierte Gläser, wie sie in Stillleben dargestellt werden - stehen einerseits für Luxus, andererseits versinnbildlicht die Klarheit des Glases Keuschheit. Weiterlesen...
Talkshows oder Wo sind die Salonnières?
Ein Salon war eine vom 17. bis ins 19. Jahrhundert verbreitete Form der Geselligkeit. Dabei handelte es sich vorwiegend um literarische Salons. Diese waren ein zumeist privater gesellschaftlicher Treffpunkt für Diskussionen, Gespräche und Lesungen. Daneben gab es auch künstlerische Salons unter anderem mit musikalischen Darbietungen aber auch politische und wissenschaftliche. Vor allem wohlhabende und gebildete Frauen, oft adeliger Herkunft, betätigten sich als Gastgeberinnen und wurden in dieser Eigenschaft Salonnière genannt. Die Gastgeber der bedeutendsten Salons waren nie die Mächtigen. Aber gerade diese Position gestattete ihnen, das zu bieten, was ein Salon bieten musste: ein neutraler Boden für die verschiedensten Hierarchiestufen, Professionen und Temperamente. Die Salonnière war in erster Linie Gastgeberin. Sie wählte die eingeladenen Gäste aus. Wenn nötig, das heisst wenn das Gespräch – das in diesen Salons keine ambitiöse oder gar feurige, geschweige denn auf Provokationen fussende Diskussion war - zu ersticken drohte, setzte sie mit einer feinen, nuancierten Frage oder Bemerkung das Räderwerk der Unterhaltung wieder in Gang. Sie war so etwas wie ein Katalysator, der eine chemische Reaktion in Gang setzt. Weiterlesen...
Die Kraft der Symbole
Unter einem Symbol versteht man ein bildhaftes, anschauliches, wirkungsvolles Zeichen für einen Begriff oder Vorgang, oft ohne erkennbaren Zusammenhang mit diesem. Symbole, wie sie in Religion, Mythos oder Kunst vorkommen, lassen sich in ihrer Bedeutung oft nicht rein rational übersetzen oder interpretieren. Sie enthalten einen sogenannten Bedeutungsüberschuss.
Häufig verwendete Symbole sind etwa das Herz, stellvertretend für Liebe und Gesundheit, die Taube, welche für Frieden oder Liebe steht, der Baum, der Wachstum, Stabilität und ewiges Leben symbolisiert oder die Eule, die Weisheit und Intelligenz repräsentiert. Geläufig sind einem auch die unheilvollen Symbole Sense und Stundenglas. Weiterlesen...
Die Opferrolle
Sie selbst wiederum nehmen sich ungezügelte Freiheiten heraus und erlauben
sich Dinge respektive Verhalten, für die andere Teile der Gesellschaft geächtet werden. Mittlerweile werden diese Vorteile geradezu penetrant und lauthals eingefordert.
Möglich macht all dies die sogernannte Opferrolle. Sie ist zur Zeit eine Paraderolle für alle, die sich vom Normalen, vom sogenannten Mainstream abheben wollen.Weiterlesen...
Hohe Zeit für Deklinologen
Häppchenkultur oder Wie Twitter (resp. X)zu Literatur wurde
Neueren Datums sind die Trash-Kultur, die Verschweigenskultur, die Betroffenheitskultur, die Kommentarkultur und natürlich ganz aktuell die Willkommenskultur.
Das Drehbuch der Kultur hat unterschiedlichste Autoren, die sich alle mit etwas besonders Extravagantem überbieten wollen.
Wenn Sie nun meinen, ich schreibe über die verschiedensten zeitgenössischen Kulturtypen, so liegen Sie völlig falsch. Was ich im Sinn habe, ist, mich mit Ihnen über die aktuell grassierende Unsitte der Häppchen - eben die Häppchenkultur – zu unterhalten.
Bücher über 200 Seiten waren früher für mich ein Gräuel. So viele Seiten, insbesondere noch ganz klein und eng bedruckt, waren klare Kriterien das Buch gar nicht erst in Angriff zu nehmen sondern sofort ungelesen wieder ins Büchergestell zurückzustellen.
Auch heute noch lege ich ein Buch mit 468 Seiten zur Seite. Aber erst etwa bei Seite 420. Ich habe nämlich Angst davor die Geschichte zu Ende gelesen zu haben und danach in ein literarisches Vakuum zu stürzen.
Ein echter Paradigmenwechsel weg von den Häppchen. Weiterlesen...
Als die Bilder lügen lernten
Berechtigte Zweifel sind angebracht, ob nicht auch schon in früheren Jahrhunderten Kunstgegenstände geschönt wurden. Weiterlesen...
Von Schlagzeilen erschlagen oder Die Titelei
Ich hatte mich schon wiederholt gewundert wie unbedarft, ja geradezu oberflächlich und «undeutsch» in letzter Zeit die Titel – heissen ja jetzt «Headlines» – daherkommen. Man kann sich schlichtweg nicht vorstellen, dass Journalisten am Laufmeter solch hanebüchene, vor Grammatikfehlern strotzende und wortungewandte Titel niederschreiben können. Wozu studieren sie denn mehrere Semester? Schliesslich hat mich die Lektüre eines Artikels in einem Online-Portal schier umgehauen. Da stand in grossen Lettern tatsächlich: «Internet killed the headline oder Wenn Textautomaten für Suchmaschinen schreiben.» Da war ich nun wirklich baff. Das Exposé beschrieb wie die künstliche Intelligenz Einzug in die Redaktionen hält, indem behauptet wird, dass Algorithmen nicht nur ganze Texte schrieben, sondern auch Titel und Schlagworte generierten.Weiterlesen...
Das Stellwerk
Immer und überall im Leben wird etwas gestellt: umgestellt, hergestellt, vorgestellt, abgestellt, eingestellt, hingestellt, verstellt, aufgestellt, was Sie wollen.Weiterlesen...
Neue Kulturtechniken
Kaum eine technische Entwicklung hat Gesellschaft, Politik und Wirtschaft so extrem beeinflusst wie das Internet. Deshalb gehören Googeln und Wikipedia anklicken schon heute zu den neuen Kulturtechniken. Im Gegensatz dazu nehmen sich ältere bekannte Kulturtechniken wie Salat pflanzen, telefonieren und tanzen geradezu bescheiden heraus. Eine Suche, ein Nachschlagen, was früher oftmals einer länger dauernden Expedition in mehrere Bibliotheken gleichkam, ist heute auf einen Mausklick reduziert. Bei einer Recherche in Lexika oder Enzyklopädien musste man schon mit der korrekten Schreibweise vertraut sein, sonst fand man rein gar nichts. Google hingegen offeriert stets schon eine subtil korrigierende, vorausschauende Interpretation des Suchbegriffes mit der wohl diskreten, jedoch geradezu unterwürfig anmutenden Floskel: „Meinten Sie ...?“. Irgendwie subversiv. Ich kann mir nicht helfen, aber ich fühle mich von Google regelrecht bevormundet. Weiterlesen...
Verloren: Die Kunst des Debattierens
Eigentlich sind wir es in unserer bewährten und bislang stabilen Demokratie mit ihrem ausgeprägten Minderheitenschutz gewohnt, die Dinge offen auszudiskutieren, um danach Mehrheitsentscheide zu fällen und umzusetzen und sich nicht von einer Handvoll Leute, die sich unwohl fühlen, mit Gebrüll die politische Agenda aufzwingen zu lassen. Wie kommt es zu diesem Despotismus lautstarker, offensiver, nicht repräsentativer Minderheiten? Eine Meinung ist nie bloss jemandes Meinung. Auch in meiner Meinung hallen die Stimmen anderer mit. Ich befinde mich in einem sich ständig verändernden Meinungsumfeld. Minderheiten wiederum können das Meinungsumfeld auf eine Art und Weise manipulieren, dass der Schein entsteht, es handle sich um einen Mainstream. Vor allem in sozialen Netzwerken, wo man ohnehin nicht sicher ist, ob die geäusserten Meinungen von realen Personen, Trolls oder Bots – also Pseudopersonen – stammen, grassiert aktuell diese subversive Form der Manipulation. Weiterlesen...
Bäumiges
Seit er seinen Bestseller «Das geheime Leben der Bäume» veröffentlich hat, kommt man an Peter Wohlleben nicht mehr vorbei, wenn man über Bäume spricht oder schreibt. Der diplomierte Förster erzählt in diesem Buch – meiner Meinung nach etwas an der Esoterik kratzend - faszinierende Geschichten über die ungeahnten und höchst erstaunlichen Fähigkeiten, über welche Bäume verfügen sollen, so zum Beispiel, dass sie miteinander kommunizieren, ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen, Empfindungen haben, Gefühle und ein Gedächtnis. Er erklärt des weiteren, wie Bäume über ihr Wurzelsystem mit einem Pilz, dem Mykorrhiza, Kontakt aufnehmen und damit mit anderen Bäumen Informationen austauschen können. Er nennt es das "Wood Wide Web".Weiterlesen...
Die zehn Wörter des Jahrzehntes
Schreiben oder Warum Platon die Schrift verteufelte
Zum Begriff Gonzo: Bei der Lektüre eines Artikels über den Journalisten Hunter S. Thompson, hatte der Begriff Gonzo-Journalismus mein Interesse geweckt. Thompson hatte diese Art von Journalismus eigentlich eher durch Zufall kreiert, indem wegen eines Terminproblems, ein ganz und gar unausgereiftes Manuskript von ihm publiziert werden musste, worauf der zuständiger Redaktor diese Art von Text eben als Gonzo-Journalismus bezeichnete. Das Charakteristische daran ist, dass der Gonzo-Journalist sein eigenes Erleben in den Vordergrund stellt. Er schreibt radikal subjektiv, mit starken Emotionen und absichtlichen Übertreibungen. Die Grenze zwischen realen und fiktiven Erlebnissen verschwimmt dabei grösstenteils. Als Stilelemente werden Sarkasmus, Schimpfwörter, Polemik, Humor und Zitate verwendet. Wenn ich all dies etwas überdenke, so komme ich zur Feststellung, dass meine Texte auch von Gonzo angehaucht sind. Nach strengen journalistischen Kriterien handelt es sich beim Gonzo-Journalismus gar nicht um Journalismus sondern um Literatur. Das ist aus meiner Sicht ja geradezu perfekt. Das Adjektiv gonzo steht nun also seit damals als englischer Slang-Ausdruck für „aussergewöhnlich“, „exzentrisch“ beziehungsweise „verrückt». In Bezug auf den Journalismus kann man es etwa mit „deutlich von den Gefühlen des Verfassers geprägt“ und „angefüllt mit bizarren oder subjektiven Vorstellungen, Kommentaren und dergleichen“ übersetzen. Angefeuert von seinem Verleger wurde Thompson durch sein weiteres Schaffen zum bedeutendsten Vertreter des Gonzo-Journalismus. Er definierte den Gonzo-Stil für sich selbst als einen „professionellen Amoklauf“. Der Journalist möchte über ein bestimmtes Ereignis schreiben, das im Extremfall - sollte es gar nicht eintreten - auch selbst arrangiert werden kann. Durch die Technik der Neuen Medien, zum Beispiel in Blogs, erlebt der Gonzo-Journalismus seit den 2000er Jahren eine wahrhafte Renaissance.Weiterlesen...
Fussnotenprosa
Nun, Sie haben ein unverschämtes Glück, denn Sie können – wenn Sie denn zu den Fussnotenlesern gehören - hier ein besonders eindrückliches Exempel von Fussnotenprosa (1) lesen.Weiterlesen...
Dem Denken ein Denkmal I
Denken ist anstrengend und fehleranfällig. Trotzdem versuche ich es, denn ist es an der Zeit, mal ein paar Gedanken zum Denken zu Papier zu bringen. Es lässt sich dabei nicht vermeiden, den sattsam wiederholten, in passenden und völlig unpassenden Situationen zitierten, ersten Grundsatz des Philosophen René Descartes zu erwähnen: „Cogito, ergo sum“ (Ich denke, also bin ich), den er 1641 in seinem Werk „Meditationes de prima philosophia“ formulierte.
Irgendwie komplizierter und damit - meiner Ansicht nach - auch noch etwas philosophischer, erscheint mir der Titel eines grossen Hits von Juliane Werding: «Wenn Du denkst Du denkst, dann denkst Du nur Du denkst.» Dabei geht allerdings weniger um das Denken an sich, als vielmehr um das vermeintlich primitive, scheuklappenartige Denken der Männer, denn dass das männliche Denken primär testosterongesteuert sei, ist ein weit verbreiteter Mythos. Wie sagte doch Friedrich Dürrenmatt so pointiert: „Die Frau hat das Denken im männlichen Sinne nicht nötig.“
Hintergründe
So geht es uns doch mit vielen Hintergründen. Dabei sind es gerade die, welche viele Bilder aber auch Fotographien zu dem machen was sie sind. Bedenken Sie bloss, dass die meisten Selfies ja in der Regel vor einer imposanten, exklusiven, landschaftlich ausserordentlichen oder kulturell trächtigen Kulisse gemacht werden.
Und dann gab es damals auch diesen berühmten Film, der auf einem Detail im Hintergrund des Bilder eines Fotografen basierte: „Blow up“. Sie erinnern sich:
Der erfolgreiche Fotograf Thomas arbeitet im London der 60er Jahre an einem Bildband mit Strassenfotografien. Auf der Suche nach weiteren Motiven macht er in einem Park Fotos von einem Paar, das er jedoch nicht um Erlaubnis gefragt hat, worauf die Dame von ihm die Herausgabe der Fotos verlangt. Sie sagt, dass der Mann, mit dem sie im Park war, ihr Geliebter sei und die Bilder daher vernichtet werden müssten. Der Fotograf überreicht ihr eine Filmpatrone, aber diejenige eines anderen Films. Beim Vergrössern, dem „blow up“, der Fotos des Paares, entdeckt Thomas abseits im Gebüsch einen Mann mit einer Pistole mit Schalldämpfer. Auf Abzügen späterer Fotos ist der Geliebte der Frau reglos unter einem Baum liegend zu sehen. Der Fotograf ist verunsichert. Hat er einen Mord fotografiert?Weiterlesen...
Über Bücher I
Eine wirklich geniale Erfindung war diejenige des Kodex. Man kann diesen als „Urbuch“ bezeichnen. Kodex nannte man ursprünglich einen Stapel beschrifteter oder zur Beschriftung vorgesehener Holz- oder Wachstafeln, in der Folge dann ein von zwei Holzbrettchen umschlossener Block gefalteter oder gehefteter Papyrus- oder Pergamentblätter. Die bequemere Handhabung war ein entscheidender Vorteil des Kodex gegenüber der älteren Buchform, nämlich der Schriftrolle. Diese nunmehr führende Buchform hat sich dann seit der Ablösung der Rolle in der Spätantike nicht mehr wesentlich verändert.
Damit aber ein Buch erst entsteht, also aus einem Manuskript ein bequem lesbares Schriftstück wird, braucht es ein gerüttelt Mass an technischen Arbeitsschritten.
Die Herstellung eines Buches ist in der Tat ein interessanter Prozess.Weiterlesen...
Die elektronische Drehscheibe
Die Frau meines Freundes wirkt auf mich wie ein Hub. Als Hub, englisch für Knotenpunkt oder Nabel, bezeichnet man insbesondere Umsteigeflughafen. Luftfahrt-Drehkreuz oder –Drehscheibe, kurz Hub, nennt man nämlich einen Verkehrsknotenpunkt einer Fluggesellschaft oder einer Allianz verschiedener Fluggesellschaften zum Umstieg zwischen Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen.
Kürzlich kam ich mit Silvia, so heisst nämlich die Frau meines Freundes, aus welchen Gründen auch immer, auf Facebook zu sprechen. Ich persönlich weigere mich aus verschiedensten - aus meiner Warte triftigen - Gründen an diesem sozialen Netzwerk teilzunehmen. Da ich also nicht viel über Facebook wusste, ausser dass das Unternehmen an der Börse einige Millionen Dollar wert ist, musste ich eine relativ ausgedehnte Einführung über mich ergehen lassen.
Limiten
Leseprobe aus "NASENSTÜBER 3 - Fragmente"
Mit Sicherheit kennen Sie die rechteckigen etwas unscheinbaren Tafeln, die hochkant in etwa zwei Metern Höhe montiert anzeigen wie schnell man gerade fährt. In oranger Farbe wenn man zu schnell fährt, zum Beispiel mit 60 km/h innerhalb einer 50er-Zone, in grünen Ziffern wenn man korrektem Tempo unterwegs ist, also in unserem Beispiel mit weniger als 50 km/h. Orange verursacht zumindest ein leichtes Ziehen in der Magengegend oder je nach Menschentyp sogar eine leichte Atemnot, während die grüne Farbe wohl bei allen die Ausschüttung von Glückshormonen stimuliert und von einer gewissen Süffisanz begleitet ist. Weiterlesen...
Der Schrittsammler
Leseprobe aus "NASENSTÜBER 3 - Fragmente"
(Siehe "Bücher")Jeden Morgen zur selben Zeit wie ich war auch er unterwegs. Immer wenn ich zur Bushaltestelle hinunterlief, fiel er mir auf, der etwas ältere Herr mit etwas wuscheligen Haaren, Hut und einem beigen Regenmantel. Man könnte meinen ein Abbild von Kommissar Maigret. Nennen wir ihn der Einfachheit halber Herrn R. Mit gesenktem Kopf und etwas vornüber geneigt, ging er gemütlichen oder gemächlichen Schrittes, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Fahrweg entlang, als ob er seine Schritte zählte oder Schritte sammeln würde. Zuerst dachte ich mir überhaupt nichts dabei, denn ein Mann in seinem Alter war allenthalben gut für einen Morgenspaziergang und dass das Dritte Alter einem festgefahrenen Rhythmus folgt ist ja auch sattsam bekannt. Irgendwann begannen wir uns zu grüssen aber das war es denn auch an verbaler Kommunikation. Gelegentlich war Herr R. für ein paar Wochen verschwunden und ich begann mir jedes Mal schon ernsthafte Sorgen zu machen. Aber dann war er wieder da und „sammelte“ weiterhin seine Schritte. ‚Wie auch immer,‘ dachte ich ‘man kann ja allerlei Schritte sammeln: Schritte in die richtige Richtung, grosse, kleine, unregelmässige, zögerliche, feierliche oder erste Schritte.Weiterlesen...