Von Schlagzeilen erschlagen oder Die Titelei
01/02/24 13:14
Die Wucht einer Schlagzeile ist nicht zu ignorieren. Deshalb heissen sie ja auch Schlagzeilen und nicht Berührungszeilen. Einer gute Schlagzeile ist wie ein Bodycheck, nicht bloss ein leichter Schubser. Leider sind die phantastischen Schlagzeilen, welche einen sofort in den Bann zogen, ausgestorben. Es herrschen nur noch Alarmismus, Katastrophenstimmung oder Untergangsszenarien. Fesselnde Titel ohne die erwähnten ... sind absolute Mangelware. Und des Öfteren gaukeln die Schlagzielen einem auch falsche Inhalte vor, so las ich vor kurzem folgende Überschrift: „Das Medikament X ist auch gegen Herzkrankheiten wirksam“. Im Text hiess es dann die Autoren schrieben in ihrem Artikel, dass es unbedingt weitere Studien brauche, um eine allfällige Wirksamkeit von Medikament X gegen Herzkrankheiten zu überprüfen. «Im Kanton St. Gallen kann die breite Bevölkerung ab sofort Corona-Hilfe beantragen», lautete kürzlich der Titel eines Artikels in einem Online-Medium. «Gibt es denn auch eine enge Bevölkerung?» fragte ich mich sofort. Und dies, meine Lieben, ist beileibe nicht der groteskeste und abartigste Titel eines journalistischen Geschreibsels, den ich in den vergangenen Tagen gelesen habe. «Firmen setzen auf Covid-Zertifikat beim Maskentragen oder der Kantine» ist ein weiteres brisantes «Schmankerl» eines unsinnigen fehlerhaften Titels.
Ich hatte mich schon wiederholt gewundert wie unbedarft, ja geradezu oberflächlich und «undeutsch» in letzter Zeit die Titel – heissen ja jetzt «Headlines» – daherkommen. Man kann sich schlichtweg nicht vorstellen, dass Journalisten am Laufmeter solch hanebüchene, vor Grammatikfehlern strotzende und wortungewandte Titel niederschreiben können. Wozu studieren sie denn mehrere Semester? Schliesslich hat mich die Lektüre eines weiteren Artikels in einem Online-Portal schier umgehauen. Da stand in grossen Lettern tatsächlich: «Internet killed the headline oder Wenn Textautomaten für Suchmaschinen schreiben.» Da war ich nun wirklich baff. Das Exposé beschrieb wie die künstliche Intelligenz Einzug in die Redaktionen hält, indem behauptet wird, dass Algorithmen nicht nur ganze Texte schrieben, sondern auch Titel und Schlagworte generierten.
Eine gute, attraktive, ja auch reisserische Überschrift ist Gold wert. Sie sollte dem Leser ins Auge stechen. Gerade im Online-Journalismus, wo man Beiträge schnell wegklickt oder wegwischt, ist ein griffiger Titel geradezu von elementarer Bedeutung. Es ist sozusagen überlebenswichtig in der aktuellen Flut von Bildern und Artikeln sichtbar zu bleiben. Aus diesem Grund stellt ein guter Titel, der viele Klicks bringt im Wettbewerb mit anderen Medien ein geldwerter Vorteil dar. Der Anreiz, technische Hilfsmittel bei der Titelwahl einzusetzen, wird daher immer grösser. Insbesondere auch, weil Algorithmen anhand der Titel entscheiden, was in den Schaufenstern von News-Portalen wie «Google News» oder «Facebook Newsfeed» prominent erscheint. «DeepTitle» nennt sich ein Instrument, welches von Datenwissenschaftlern des Axel Springer-Verlages in Zusammenarbeit mit Amazon Web Services entwickelt wurde, das automatische Titel entwickelt. Auf der Grundlage eines Artikels schlägt «DeepTitle» suchmaschinenoptimierte Schlagworte und mögliche Titel vor. Indem die Software aus dem Text Stichwörter extrahiert und errechnet für jedes ein erwartetes Suchvolumen errechnet. Der Journalist kann dann einen Titelvorschlag durch Anklicken übernehmen. «Airbus-Chef: A380 wurde zehn Jahre zu früh eingeführt» zum Beispiel, wäre ein absoluter Renner. Man sieht diesem Titel nicht an, dass er maschinengeneriert ist. Er könnte genauso gut von einem menschlichen Redaktor stammen. Doch dahinter steckt eine Menge computergestützter Rechenleistung. Natural Language Processing, kurz NLP, gilt als das nächste grosse Ding im Journalismus. «DeepTitle» basiert auf NLP, welches denjenigen Teilbereich der künstlichen Intelligenz darstellt, der sich mit der Verarbeitung natürlicher Sprache beschäftigt. Die Technik kommt schon heute zum Einsatz, um bei investigativen Recherchen grosse Datenmengen aufzubereiten. Als Blaupause diente dazu das von Google entwickelte Sprachmodell BERT, das seit geraumer Zeitung bei der Analyse von Suchbegriffen eingesetzt wird.
Es ist der aktuellen Oberflächlichkeit und Bequemlichkeit geschuldet, dass viele Leute in rascher Abfolge die Titel, respektive Schlagzeilen lesen und danach der Meinung sind, sie seien gründlich genug informiert und orientiert.
Gewisse Titel unterliegen auf eigentümliche Art einer gewissen Langlebigkeit. Wahrscheinlich deswegen, weil einige «Titelmacher» der Meinung sind, dass wenn starke Schlagzeilen oft genug wiederholt werden, sie zu Gewissheiten mutieren. Trotz allem kann ich irgendwie nicht glauben, dass ausgerechnet ausgeklügelteste Maschinen einen solchen Sch.... (gemeint ist Schrott, haha) zusammenschreiben sollen. Vielmehr glaube ich doch, dass es die selbsternannten Missionare der Journaille sind, welche unentwegt und übereifrig Titel und Schlagzeilen, die einen erschlagen, generieren.
Bestärkt werde ich in meiner. Annahme, weil es sich bei den Fehlern in den so hochgelobten und als «Eyecatcher» gehandelten Titeln am häufigsten um solche der Grammatik und der Rechtschreibung handelt.
Mein Freund Chris, hatte schon vor Jahren eine Webseite vorgeschlagen mit der URL www.sexytitles.com . Schade, dass das Projekt Schiffbruch erlitt, denn davon hätte ich dann inspiriertere, pointenreichere und vor allem fehlerfreie Titel erwartet.
Eine gute, attraktive, ja auch reisserische Überschrift ist Gold wert. Sie sollte dem Leser ins Auge stechen. Gerade im Online-Journalismus, wo man Beiträge schnell wegklickt oder wegwischt, ist ein griffiger Titel geradezu von elementarer Bedeutung. Es ist sozusagen überlebenswichtig in der aktuellen Flut von Bildern und Artikeln sichtbar zu bleiben. Aus diesem Grund stellt ein guter Titel, der viele Klicks bringt im Wettbewerb mit anderen Medien ein geldwerter Vorteil dar. Der Anreiz, technische Hilfsmittel bei der Titelwahl einzusetzen, wird daher immer grösser. Insbesondere auch, weil Algorithmen anhand der Titel entscheiden, was in den Schaufenstern von News-Portalen wie «Google News» oder «Facebook Newsfeed» prominent erscheint. «DeepTitle» nennt sich ein Instrument, welches von Datenwissenschaftlern des Axel Springer-Verlages in Zusammenarbeit mit Amazon Web Services entwickelt wurde, das automatische Titel entwickelt. Auf der Grundlage eines Artikels schlägt «DeepTitle» suchmaschinenoptimierte Schlagworte und mögliche Titel vor. Indem die Software aus dem Text Stichwörter extrahiert und errechnet für jedes ein erwartetes Suchvolumen errechnet. Der Journalist kann dann einen Titelvorschlag durch Anklicken übernehmen. «Airbus-Chef: A380 wurde zehn Jahre zu früh eingeführt» zum Beispiel, wäre ein absoluter Renner. Man sieht diesem Titel nicht an, dass er maschinengeneriert ist. Er könnte genauso gut von einem menschlichen Redaktor stammen. Doch dahinter steckt eine Menge computergestützter Rechenleistung. Natural Language Processing, kurz NLP, gilt als das nächste grosse Ding im Journalismus. «DeepTitle» basiert auf NLP, welches denjenigen Teilbereich der künstlichen Intelligenz darstellt, der sich mit der Verarbeitung natürlicher Sprache beschäftigt. Die Technik kommt schon heute zum Einsatz, um bei investigativen Recherchen grosse Datenmengen aufzubereiten. Als Blaupause diente dazu das von Google entwickelte Sprachmodell BERT, das seit geraumer Zeitung bei der Analyse von Suchbegriffen eingesetzt wird.
Es ist der aktuellen Oberflächlichkeit und Bequemlichkeit geschuldet, dass viele Leute in rascher Abfolge die Titel, respektive Schlagzeilen lesen und danach der Meinung sind, sie seien gründlich genug informiert und orientiert.
Gewisse Titel unterliegen auf eigentümliche Art einer gewissen Langlebigkeit. Wahrscheinlich deswegen, weil einige «Titelmacher» der Meinung sind, dass wenn starke Schlagzeilen oft genug wiederholt werden, sie zu Gewissheiten mutieren. Trotz allem kann ich irgendwie nicht glauben, dass ausgerechnet ausgeklügelteste Maschinen einen solchen Sch.... (gemeint ist Schrott, haha) zusammenschreiben sollen. Vielmehr glaube ich doch, dass es die selbsternannten Missionare der Journaille sind, welche unentwegt und übereifrig Titel und Schlagzeilen, die einen erschlagen, generieren.
Bestärkt werde ich in meiner. Annahme, weil es sich bei den Fehlern in den so hochgelobten und als «Eyecatcher» gehandelten Titeln am häufigsten um solche der Grammatik und der Rechtschreibung handelt.
Mein Freund Chris, hatte schon vor Jahren eine Webseite vorgeschlagen mit der URL www.sexytitles.com . Schade, dass das Projekt Schiffbruch erlitt, denn davon hätte ich dann inspiriertere, pointenreichere und vor allem fehlerfreie Titel erwartet.