Nasenstüber

Kolumnen

Verwöhnen und andere zu Schanden gerittene Wörter

Es gibt Vokabeln, die wie Universalschlüssel überall passen. Doch Wörter, die man immer sagen kann, sagen am Ende gar nichts mehr. Da wären mal die Würzwörter. Diese dienen dazu, der eigenen Aussage eine bestimmte subjektive Tönung zu geben. Sie kennen diesen Typ Wort sicher bestens. Wie steht es mit den Plastikwörtern? Diese sind vor allem in der Werbesprache beliebt. Paradebeispiele sind Ausdrücke wie „Struktur“ oder „System“, die nach viel klingen und dabei nichts oder fast nichts bedeuten. Zudem haben sie wegen der inflationären Verwendung jeglichen bedeutsamen Inhalt verloren. Der Begriff Hochwertwort ist der Rhetorik entlehnt, aber auch die Linguistik der Werbesprache bedient sich dieser Wörter sehr gerne, denn die Wörter oder kurzen Phrasen locken positive Emotionen hervor. In politischen Reden werden sie gezielt eingesetzt, um die Zuhörer für die eigene Position zu gewinnen. Mit Hochwertwörtern verbinden die Menschen ein hohes Ansehen, Prestige und vermitteln deshalb positive Assoziationen an ein beworbenes Produkt, was die Zahl derer Verwendung in stratosphärische Dimensionen treibt. Allen diesen speziellen linguistischen Komponenten gemeinsam ist eben, dass sie beinahe in jeder Situation angewandt werden können, dem Zuhörer oder Leser Wichtigkeit, Substanz und Relevanz suggerieren aber letztendlich bloss hohle Worthülsen bleiben. Aber die Inflation betrifft beileibe nicht nur die erwähnten Wortarten. Die aktuell unerträgliche Monotonie der Berichterstattung und wahrscheinlich auch die Früchte von unzähligen Managementseminaren führen zu einer unüberschaubaren Propagation vermeintlich intellektuell imponierender Termini. Ein reines Geplapper.
Den Reigen der abgewirtschafteten Wörter eröffnet verwöhnen.Weiterlesen...