Nasenstüber

Kolumnen

Fernbedienung

Zeniths-remote-control



Wie angenehm und bequem ist es doch im Winter beim nach Hause kommen vom warmen Auto aus per Knopfdruck das Garagentor zu öffnen zu. Die Erfindung der Fernsteuerung war in der Tat ein echter Segen.
Im Nachruf nach seinem Ableben, bezeichnete der amerikanische Elektronikhersteller ihn als "Zar des Zapping", den "Beach Boy des Channelsurfens" und den "Vater der Fernbedienung". Die Rede ist vom ehemaligen Lagerarbeiter der Firma „Zenith“ Eugene Polley. 1955 erfand der damals 40-Jährige ein Gerät, das aussah wie eine Mischung aus Föhn, Taschenlampe und einer Wasserpistole: Die erste Fernbedienung der Welt.

Wie angenehm und bequem ist es doch im Winter beim nach Hause kommen vom warmen Auto aus per Knopfdruck das Garagentor zu öffnen zu. Die Erfindung der Fernsteuerung war in der Tat ein echter Segen.
Im Nachruf nach seinem Ableben, bezeichnete der amerikanische Elektronikhersteller ihn als "Zar des Zapping", den "Beach Boy des Channelsurfens" und den "Vater der Fernbedienung". Die Rede ist vom ehemaligen Lagerarbeiter der Firma „Zenith“ Eugene Polley. 1955 erfand der damals 40-Jährige ein Gerät, das aussah wie eine Mischung aus Föhn, Taschenlampe und einer Wasserpistole: Die erste Fernbedienung der Welt.
Mit einem sichtbaren Lichtstrahl konnte der Benutzer auf einen von vier lichtempfindlichen Sensoren, die sich in den Ecken des Fernsehgerätes befanden, zielen und den Apparat so nicht nur ein- und ausschalten, sondern auch durch die Programme zappen. Weil die Fernbedienung mit Batterien betrieben wurde, die irgendwann leer waren - sie ergo nicht mehr funktionierte - , dachten etliche Besitzer der neuen Technologie schon nach wenigen Monaten, ihr neuer Fernseher sei kaputt, weshalb „Zenith“ in der Folge einen Ingenieur mit der Entwicklung einer neuen Technologie – diesmal mittels Ultraschall – beauftragte. Die neue Fernbedienung hiess „Space Command“. Aber auch diese war störanfällig. Das Klimpern von Münzgeld oder einem Schlüsselbund konnte das Gerät ebenso ausschalten wie das Geräusch von Hundepfoten auf dem Wohnzimmerboden, sodass die Space-Command-Technologie letztlich von Infrarot-Fernbedienungen – die wir heute noch gebrauchen - verdrängt wurde.
Der Erfinder der Fernbedienung war also nicht wie böse Zungen behaupten ein überaus adipöser Amerikaner, der es satt hatte seine Burger-Mahlzeit zu unterbrechen, die Bierflasche hinzustellen, sich mühsam aus dem „Recliner“ zu erheben, um den Tisch zu laufen und am Fernsehgerät manuell zu einem neuen Sender zu wechseln.
Als ich ein Knabe war, waren ferngesteuerte Autos populär. Aber natürlich nicht ein SUV oder ein Pickup, nein ein spritziger roter Ferrari, ein racinggrüner Lotus oder sonst ein Bolide mit einem imposanten Spoiler musste es sein. Nach den ersten Runden im der Wohnung, wobei stets wieder ein Tischbein oder Mutters Füsse für das Fahrzeug ein unüberwindliches Hindernis darstellten, konnten wir am Wochenende auf den Parkplätzen des Supermarktes oder auf dem Pausenplatz des Schulhauses trainieren und Rennen absolvieren. Rundherum bekannt wurden die Fernsteuerungen für Modellflugzeuge durch eine Episode aus der Serie „Versteckte Kamera“, als ein Modellfliegerlotse seine nota bene nicht funktionierende Fernsteuerung einem zufällig dahergelaufenen Passanten, unter der Bemerkung er müsste mal schnell austreten, übergab. Lange Zeit kam Ersterer nun nicht mehr zurück, währenddessen der nun irrigerweise sich für das Modellflugzeug verantwortlich haltende Passant das Flugzeug Loopings und Spiralen drehen sah und er mehrere vermeintliche Abstürze miterleben musste. Schliesslich verschaffte er seinem Unwillen mit dem berühmten Satz „Söll emol cho!“ Luft.
Heute nun sitze ich im Fauteuil, umgeben von unzähligen Fernbedienungen. Vier solche Geräte habe ich aktuell vor mir liegen, um den Fernseher, die Settop-Box (Decoder), den DVD-Player und die Sound-Bar fernbedienen zu können und ich muss mich kein Jota aus dem bequemen Sessel bewegen, geschweige denn die Füsse vom Puff herunternehmen, um das alles zu bewerkstelligen. Polley sie Dank.
Ja, heutzutage kann man fast alles fernsteuern, nicht nur das Garagentor, den Fernseher oder ein Modellauto. Schon seit längerem kann man aus der Ferne – von der Terrasse aus oder vom Schwimmbad her - das Licht in der Wohnung einschalten, die Rolläden rauf- oder runterlassen, Ventilatoren oder Klimaanlagen in Gang setzen, Überwachungskameras und Sicherheitsanlagen sowie spezielle Steckdosen einschalten oder vom Dachstock her die Heizung im Keller starten. Natürlich verfügen auch die ‚Velux’-Dachfenster über eine Fernbedienung, denn man kann mir ja nicht zumuten jeweils auf eine wackelige Bockleiter zu steigen um dieselben zu öffnen. Schliessen derselben übrigens geschieht automatisch, denn die Fenster verfügen über einen Regensensor, der sie beim Fallen des ersten Tropfens sofort schliesst. Mein Smartphone wiederum verfügt über eine App, mit der ich aus weitester Ferne den Backofen mit auf Kommastelle gewünschter Temperatur, mir von der Kaffeemaschine einen Latte macchiato präparieren lassen, den Feuchtigkeitsgrad des Zigarren-Humidors einschalten und bei Bedarf aus dem Bett heraus das Auto vorheizen kann. Selbst die Thermostate in den einzelnen Zimmern kann ich individuell regulieren.
Den Vogel abgeschossen haben meiner Meinung nach die Ingenieure eines deutschen Autoherstellers. Sie haben für ihre neusten Modelle eine Fernbedienung entwickelt, die es erlaubt – ohne dass man sich ans Steuer setzen muss – das Fahrzeug geradeaus drei Meter vorwärts oder rückwärts fahren zu lassen. Das erlaubt zum einen den Wagen ohne einen Lenker in eine ansonsten zu enge Parklücke hineinfahren zu lassen oder ihn aus einer eingeengten Parksituation heraus zu manövrieren. ‚Fernbedientes Parken’ nennt sich das. In der Werbung dazu heisst es, es sei ja einem BMW-Fahrer nicht zuzumuten, übers Dach in den Wagen einsteigen zu müssen.
Der letzte Schrei – um nicht zu sagen eine ausgekochte Perfidie - bezüglich Fernbedienung stammt von meiner Frau. Sie hat kürzlich eine Fernbedienung für meine Hörgeräte vorgeschlagen. Damit könnte sie dann jederzeit meine Hörgeräte ausschalten, wenn sie jemandem etwas sagen möchte, das nicht für meine Ohren bestimmt ist.