Hohe Zeit für Deklinologen
01/03/24 13:33
Wenn Sie meinen die Rede sei hier von einem Experten für ein Spezialgebiet der Grammatik, so sind Sie auf dem Holzweg. Obwohl ich zugeben muss, dass die Deklination in unserer Sprache arg unter die Räder gekommen ist, will sagen nur noch wenige sich die Mühe geben die korrekten Regeln der Beugung anzuwenden vor allem in E-Mails, Twitter-Beiträgen und SMSs. Aber die grassierende Unsitte macht auch vor den Printmedien nicht halt. Es wäre tatsächlich ein Gebot der Stunde Sachverständige für die Deklination zu ernennen, die auch den jüngeren Generationen den korrekten Umgang mit der Beugung schmackhaft machen könnten. Die Deklination (vom Lateinischen declinare = beugen) beschreibt ja in der Grammatik einer Sprache formal die Regeln, nach denen bestimmte Wortarten (vor allem Substantive, Pronomen, Adjektive und Artikel) gemäss den grammatischen Kategorien Fall, Zahl und Geschlecht ihre Form verändern. Kennen Sie mit absoluter Sicherheit, die Grundsätze für die Deklination aller Substantive, nämlich, dass Feminina im Singular in der Regel unveränderlich, Nominativ, Genitiv und Akkusativ im Plural stets identisch und bei Feminina und Neutra jeweils Nominativ und Akkusativ in Singular und Plural stets identisch sind? Aber lassen wir das mal dahingestellt.
Es geht um etwas ganz Anderes. Der Begriff Deklinologe leitet sich vom französischen Wort ‚déclin’ ab, was so viel bedeutet wie Abstieg, Niedergang, Zerfall oder Schwinden. Das Thema dieser Plauderei sind diese selbsternannten Auguren, die den unaufhaltsamen Niedergang unserer Kultur und schliesslich den definitiven Untergang der Menschheit prophezeien. Die pessimistische Grundhaltung der gegenwärtigen Gesellschaft machen es ihnen leicht, apokalyptische Szenerien stets aufs Neue heraufzubeschwören und diese werden auch prompt als unumgängliches Schicksal weiterkolportiert. Diese Haruspizes oder Hellseher – in diesem Kontext wohl eher Schwarzseher - predigen aufs Intensivste eine moralische und kulturelle Dekadenz ganz abgesehen von der masslosen Usurpation der noch vorhandenen Rohstoffe. Niemand habe vor nichts mehr Respekt. Aber nicht nur der Sittenzerfall wird gerügt sondern auch die Bevölkerungsexplosion der letzten Jahrzehnte führe uns schnurstracks in ein Desaster bezüglich weltweiter Reserven. Stets aufs Neue werden uns Untergangsszenarien vorgespielt. Um zukünftige Generationen sei es generell schlecht bestellt behaupten die Deklinologen pausenlos. Überhaupt meint jede Generation, die guten goldenen Zeiten seien vorbei und ihre Nachfahren müssten die vergangenen verantwortungslosen, kurzsichtigen zivilisatorischen Ausschweifungen ausbaden und sähen einem katastrophalen unwirtlichen Zeitabschnitt entgegen. Unter dem Titel „Englands Elite hat Mist gebaut“ sagte auch der indische Intellektuelle Pankaj Mishra kürzlich in einem Interview den Abstieg Europas und des Westens voraus. Er meinte unter anderem, dass ein Land wie England, eine sehr alte Demokratie, ein Land, das immer für den Freihandel war, wieder isolationistisch wurde, sei ein schlechtes Zeichen.
Immer wieder und überall finden sich selbsternannte Propheten, die ein Menetekel an die Wand malen. Die Neo-Malthusianer und die Mitglieder des „Club of Rome“ gehören zu den berühmtesten Deklinologen.
Der Historiker und Bestseller-Autor Yuval Harari sieht der Zukunft auch nicht sehr rosig entgegen aber immerhin liefert er mit dem Buch „21 Lektionen für das XXI. Jahrhundert“ Ansätze und Lösungsvorschläge um den besorgniserregenden anstehenden Problemen, Unwägbarkeiten und Risiken zu begegnen oder diese gar zu meistern. Auch die Medienhäuser der ganzen Welt verfallen in Selbstzweifel. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass der Zerfall der alten Welt und ihrer Gewissheiten nicht irgendwo analysiert wird.
Obwohl man den Eindruck hat, überall auf der Welt werde ein bisschen Krieg geführt, gab es noch zu keiner Zeit weniger Kriegstote als heute. Und, ist es nicht so, dass immer neue Entwicklungen, Erfindungen und Techniken zu einem beachtlichen Fortschritt, zu unübersehbaren Verbesserungen, zu einer stetigen Weiterentwicklung und nachhaltigen Errungenschaften, zu einer allgemeinen Verbesserung unseres Lebens insgesamt führen? Auch wenn es nach wie vor zahlreiche Gegenden gibt, wo Hungersnot herrscht, so muss man doch festhalten, dass im Prinzip weltweit genügend Nahrung vorhanden ist. Nur an der gerechten Verteilung hapert es.
Weltweit werden immense Anstrengungen für sauberes Wasser unternommen und diese sind erfreulicherweise auch von Erfolg gekrönt. Einen kleinen Schreckmoment erlebte ich allerdings kürzlich, als mir eine Grafik darlegte, dass der Prozentuale Anteil der Weltbevölkerung, die ein Mobiltelefon besitzt grösser ist als der prozentuale Anteil der Menschen, die Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Bezüglich der Gesundheit kann man feststellen, dass eine ärztliche Versorgung, die den Namen verdient, inzwischen fast überall möglich und gut ist. Die Säuglingssterblichkeit nimmt ständig ab und überall sehen die Menschen einem längeren Leben entgegen. Laufend werden neue und potentere Medikamente entwickelt, die fast alle Leiden heilen können und die Ebola-Epidemie z.B. hat klar gezeigt, dass die Symbiose von Wissenschaft, internationaler Zusammenarbeit sowie einer gut informierten Bevölkerung eine drohende Katastrophe abwenden kann.
Gemäss einer grossangelegten Studie befindet sich auch die Ungleichheit seit etwa 1990 in einem konstanten Rückgang. Gelegentlich schiessen aber die diesbezüglichen Bestrebungen über das Ziel hinaus. So etwa, wenn in Frankreich der Latein- und Griechischunterricht mit dem unsinnigen Argument, dieselben seien elitär und würden die Ungleichheit schüren, aus dem Lehrplan gestrichen wurden.
Immer wieder bestätigen Studien glaubhaft, dass auch die Armut weltweit drastisch abgenommen hat auf nunmehr noch etwas mehr als 10% im Vergleich zu 44% anno 1980. Auch in Bezug auf die Annehmlichkeiten im Alltag sind wir Meilen weiter als die vorhergehende Generation. Dank einem kontinuierlichen Ausbau der Infrastruktur gibt es mittlerweile Strom in den entlegensten Gebieten und verfügt bald jedermann über die Möglichkeit einen Computer zu nutzen und hat Internetzugang. Die mobile Telefonie hat, wie erwähnt, einen nie geahnten und für möglich gehaltenen Stand der Verbreitung erreicht. Selbst in Afrika kann man in den hintersten Winkeln Telefongespräche führen und SMS senden.
Eine leidenschaftliche Antithese zum üblichen Kulturpessimismus und ein engagierter Widerspruch zu dem weitverbreiteten Gefühl, dass die Moderne dem Untergang geweiht sei, liefert der kanadische Psychologe, Harvard-Professor und Bestseller-Autor Steven Pinker. Er sieht die aktuelle Weltlage in einem äusserst positiven Licht und pocht mit Nachdruck auf die Errungenschaften der Aufklärung. Zu Recht fordert Pinker, meiner Meinung nach, -und er macht dies anschaulich und brillant klar -, dass Vernunft, Wissenschaft und Humanismus aufs Vehementeste zu verteidigen seien, denn diese Errungenschaften seien weiterhin unverzichtbar für unser Wohlergehen. Die Aufklärung und ihr Wertesystem bieten gemäss seiner Analyse, nach wie vor die Basis, um mit Vernunft und im Konsens alle Probleme anzugehen. Anstelle von Gerüchten, zählen Fakten, anstatt überlieferten Mythen zu glauben, baut man auf Diskussion und Argumente.
Soeben lese ich, dass sich das Ozonloch langsam wieder schliesse. Es scheint also wohl eher so zu sein, dass wir den zukünftigen Generationen keinen Schlamassel, kein Ungemach, keine ausgebeuteten Ressourcen und Katastrophen, also keinen sterbenden Planeten, hinterlassen.
Immer wieder und überall finden sich selbsternannte Propheten, die ein Menetekel an die Wand malen. Die Neo-Malthusianer und die Mitglieder des „Club of Rome“ gehören zu den berühmtesten Deklinologen.
Der Historiker und Bestseller-Autor Yuval Harari sieht der Zukunft auch nicht sehr rosig entgegen aber immerhin liefert er mit dem Buch „21 Lektionen für das XXI. Jahrhundert“ Ansätze und Lösungsvorschläge um den besorgniserregenden anstehenden Problemen, Unwägbarkeiten und Risiken zu begegnen oder diese gar zu meistern. Auch die Medienhäuser der ganzen Welt verfallen in Selbstzweifel. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass der Zerfall der alten Welt und ihrer Gewissheiten nicht irgendwo analysiert wird.
Obwohl man den Eindruck hat, überall auf der Welt werde ein bisschen Krieg geführt, gab es noch zu keiner Zeit weniger Kriegstote als heute. Und, ist es nicht so, dass immer neue Entwicklungen, Erfindungen und Techniken zu einem beachtlichen Fortschritt, zu unübersehbaren Verbesserungen, zu einer stetigen Weiterentwicklung und nachhaltigen Errungenschaften, zu einer allgemeinen Verbesserung unseres Lebens insgesamt führen? Auch wenn es nach wie vor zahlreiche Gegenden gibt, wo Hungersnot herrscht, so muss man doch festhalten, dass im Prinzip weltweit genügend Nahrung vorhanden ist. Nur an der gerechten Verteilung hapert es.
Weltweit werden immense Anstrengungen für sauberes Wasser unternommen und diese sind erfreulicherweise auch von Erfolg gekrönt. Einen kleinen Schreckmoment erlebte ich allerdings kürzlich, als mir eine Grafik darlegte, dass der Prozentuale Anteil der Weltbevölkerung, die ein Mobiltelefon besitzt grösser ist als der prozentuale Anteil der Menschen, die Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Bezüglich der Gesundheit kann man feststellen, dass eine ärztliche Versorgung, die den Namen verdient, inzwischen fast überall möglich und gut ist. Die Säuglingssterblichkeit nimmt ständig ab und überall sehen die Menschen einem längeren Leben entgegen. Laufend werden neue und potentere Medikamente entwickelt, die fast alle Leiden heilen können und die Ebola-Epidemie z.B. hat klar gezeigt, dass die Symbiose von Wissenschaft, internationaler Zusammenarbeit sowie einer gut informierten Bevölkerung eine drohende Katastrophe abwenden kann.
Gemäss einer grossangelegten Studie befindet sich auch die Ungleichheit seit etwa 1990 in einem konstanten Rückgang. Gelegentlich schiessen aber die diesbezüglichen Bestrebungen über das Ziel hinaus. So etwa, wenn in Frankreich der Latein- und Griechischunterricht mit dem unsinnigen Argument, dieselben seien elitär und würden die Ungleichheit schüren, aus dem Lehrplan gestrichen wurden.
Immer wieder bestätigen Studien glaubhaft, dass auch die Armut weltweit drastisch abgenommen hat auf nunmehr noch etwas mehr als 10% im Vergleich zu 44% anno 1980. Auch in Bezug auf die Annehmlichkeiten im Alltag sind wir Meilen weiter als die vorhergehende Generation. Dank einem kontinuierlichen Ausbau der Infrastruktur gibt es mittlerweile Strom in den entlegensten Gebieten und verfügt bald jedermann über die Möglichkeit einen Computer zu nutzen und hat Internetzugang. Die mobile Telefonie hat, wie erwähnt, einen nie geahnten und für möglich gehaltenen Stand der Verbreitung erreicht. Selbst in Afrika kann man in den hintersten Winkeln Telefongespräche führen und SMS senden.
Eine leidenschaftliche Antithese zum üblichen Kulturpessimismus und ein engagierter Widerspruch zu dem weitverbreiteten Gefühl, dass die Moderne dem Untergang geweiht sei, liefert der kanadische Psychologe, Harvard-Professor und Bestseller-Autor Steven Pinker. Er sieht die aktuelle Weltlage in einem äusserst positiven Licht und pocht mit Nachdruck auf die Errungenschaften der Aufklärung. Zu Recht fordert Pinker, meiner Meinung nach, -und er macht dies anschaulich und brillant klar -, dass Vernunft, Wissenschaft und Humanismus aufs Vehementeste zu verteidigen seien, denn diese Errungenschaften seien weiterhin unverzichtbar für unser Wohlergehen. Die Aufklärung und ihr Wertesystem bieten gemäss seiner Analyse, nach wie vor die Basis, um mit Vernunft und im Konsens alle Probleme anzugehen. Anstelle von Gerüchten, zählen Fakten, anstatt überlieferten Mythen zu glauben, baut man auf Diskussion und Argumente.
Soeben lese ich, dass sich das Ozonloch langsam wieder schliesse. Es scheint also wohl eher so zu sein, dass wir den zukünftigen Generationen keinen Schlamassel, kein Ungemach, keine ausgebeuteten Ressourcen und Katastrophen, also keinen sterbenden Planeten, hinterlassen.