Geflügelte Worte
15/06/21 18:59
Entgegen anderweitiger Behauptungen stimmt es absolut nicht, dass Worte wie Amsel, Drossel, Fink und Meise oder Boeing-747, Airbus-A320 und Jumbolino zu den geflügelten Worten zählen. Auch Pegasus, das müssen Sie mir glauben, ist kein geflügeltes Wort (sondern ein geflügeltes Pferd). Als Geflügeltes Wort wird nämlich ein literarisches Zitat bezeichnet, das als Redewendung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat, wobei dessen Herkunft im Allgemeinen eindeutig nachgewiesen werden kann.
Der Begriff geht vermutlich auf Homer zurück, der in seinen Werken „Ilias“ und „Odyssee“ an mehreren Stellen davon spricht, dass die Worte des Sprechenden Flügel bekommen, um zum Ohr des Zuhörenden zu fliegen. Populär wurde die Bezeichnung jedoch durch Büchmanns Sammlung „Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des Deutschen Volkes“ aus dem Jahr 1864. August Methusalem Georg Büchmann war ein deutscher Philologe und Gymnasiallehrer, der sich die Aufgabe gestellt hatte, den jeweiligen Urheber eines Zitats herauszufinden und die nunmehr authentifizierten Zitate als Sammlung zu veröffentlichen. Im Vorwort der zweiten Auflage formuliert er folgende Definition: "Geflügelte Worte nenne ich Worte, die von nachweisbaren Verfassern ausgegangen, allgemein bekannt geworden sind und wie Sprichwörter angewendet werden." Seine Zitatensammlung etablierte sich als Standardwerk, und ihr Titel ist seitdem Programm. Egal ob „Der Zahn der Zeit“, „Im Trüben fischen“, „ein hölzerner Himmel“, „Das Ei des Kolumbus“ oder „Notwendiges Übel“, fast für jede Gelegenheit lassen sich geflügelte Worte finden. Falls Sie aber dennoch jemals in Not geraten und Ihnen die entsprechenden geflügelten Worte fehlen, können Sie sich mit Ihren Worten gerne an „Red Bull“ wenden, denn „Red Bull“ verleiht ja bekanntlich Flügel. (Klaviere hingegen vermietet „Red Bull“ nicht.)