Feedback
Einer der mitreissendsten Professoren während meines Medizinstudiums unterrichtete Biochemie. Im Rahmen der in dieser Sparte zum Teil sehr komplexen Zyklen kam eines Tages die Rede auf den Feedback-Mechanismus, den Regelmechanismus der Kybernetik. Darunter versteht man die zielgerichtete Steuerung eines technischen, biologischen oder sozialen Systems durch Rückmeldung der Ergebnisse, wobei die Eingangsgrösse durch Änderung der Ausgangsgrösse beeinflusst werden kann.
Einer der mitreissendsten Professoren während meines Medizinstudiums unterrichtete Biochemie. Im Rahmen der in dieser Sparte zum Teil sehr komplexen Zyklen kam eines Tages die Rede auf den Feedback-Mechanismus, den Regelmechanismus der Kybernetik. Darunter versteht man die zielgerichtete Steuerung eines technischen, biologischen oder sozialen Systems durch Rückmeldung der Ergebnisse, wobei die Eingangsgrösse durch Änderung der Ausgangsgrösse beeinflusst werden kann. Als ob es gestern gewesen wäre, erinnere ich mich noch bestens an die Lektion, in der dieser Professor uns Studenten anhand eines eingehenden und unvergesslichen Beispiels, mit dem ihm eigenen Schalk und Enthusiasmus, das Feedback erklärte. Seine Eltern hätten beiden eine mit Strom beheizbare Bettdecke benutzt, deren Temperatur man mit einem Schalter hoch- respektive runterstellen konnte. Als Streich habe er eines Tages die beiden Stromkabel vertauscht. Des nachts habe seine Mutter offenbar etwas gefröstelt, worauf sie an ihrem Schalter die Temperatur etwas hochgestellt hatte. Der Vater, der selten gefroren habe, hätte dann wegen des vertauschten Kabels, warm bekommen und den Schalter seinerseits deshalb heruntergestellt, worauf die Mutter noch kältere Füsse bekam und wiederum bei sich die Temperatur höherstellte. So hätten sich diese Manöver die halbe Nacht durch stets wiederholt und weder Vater noch Mutter hätten deshalb wegen Hitze oder Kälte ein Auge schliessen können. „Sehen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen,“ sagte er am Ende der Anekdote, „genau das ist Feedback.“ Ein tolles Stück Didaktik!
In der Kommunikation von Menschen bezeichnet Feedback die Rückübermittlung von Informationen durch den Empfänger einer Nachricht an den Sender jener Nachricht. Diese Informationen melden dem Sender, was der Empfänger wahrgenommen beziehungsweise verstanden hat. Dies ermöglicht dem Verfasser auf die Rückmeldungen des Empfängers zu reagieren. In den sozialen Medien erwartet man von allen und für alles ein Feedback, dort meist Kommentar genannt.
Die Feedbackregeln besagen, dass eine solcher Kommentar beschreibend, also nicht bewertend oder interpretierend, konkret d.h. nicht verallgemeinernd, realistisch - nicht utopisch -, unmittelbar resp. zeitnah wie das heutzutage heisst, und vor allem erwünscht, sprich nicht aufgedrängt, sein soll. Zudem sollte er subjektiv sein, denn wenn man von seinen eigenen Beobachtungen und Eindrücken spricht und nicht von denen anderer, fällt es dem Beteiligten leichter, das Feedback anzunehmen. Und letztendlich sollte er nicht nur negativ sein. Man sollte stets daran denken, dass es für die meisten Leute schwer ist Kritik einzustecken. Daher ist es für den Empfänger leichter, Verbesserungsvorschläge zu akzeptieren, wenn er merkt, dass man nicht nur herumkritisieren möchte, sondern auch die positiven Seiten sieht. Die "Sandwich-Theorie" übrigens, empfiehlt, jede negative Kritik zwischen zwei Schichten von positiven Elementen zu betten.
Nun weiss ich nicht, ob alle diejenigen, die mir keine Feedbacks zu meinen Posts geben arrogant oder faul sind oder nur sehr höflich und zurückhaltend, weil sie eine vernichtende Kritik anzubringen hätten. Halt, wahrscheinlich verhält es sich ganz anders: Kein Schwein liest meine Posts!
In den sozialen Medien sind die „Likes“ die am häufigsten verwendeten „Kommentare“. Die Statistik besagt, dass 44% der Facebook-Nutzer mindestens einmal am Tag Content, den ihre Freunde gepostet haben, „liken“. Wir liken, weil wir Beziehungen aufrechterhalten wollen. Wenn wir Inhalte anderer liken und favorisieren, wird die Beziehung wertgeschätzt und wir verstärken die Verbundenheit, gemäss den Experten für die Psychologie der sozialen Medien. Ausserdem setzen wir den sogenannten Reziprozitäts-Effekt in Gang. Letzterer besagt, dass wir uns dazu verpflichtet fühlen, Personen etwas zurück zu geben, die uns ihrerseits etwas gegeben haben, auch wenn es nur eine kleine Geste ist. Wir wollen stets die Rechnung begleichen. „Likes“ erfüllen alle obgenannten Hauptpunkte eines korrekten Feedbacks. Mit einem simplen Tastenklick transportiert man nur wohlgemeinte, subjektiv gefärbte Kriterien zum Sender, ohne sich in puncto Kritik in die Nesseln zu setzen. Einfach und praktisch, sehr bequem.
Vielleicht liken wir ja auch, weil wir süchtig nach Nachrichten und möchten damit den Autor des Beitrages auffordern weitere Sensationen oder lustige Fotos und Cartoons zu posten, damit wir unsere Gier nach Neuigkeiten befriedigen oder simpel in die Stube der anderen hineinzuschauen können.
Wenn ich aber jemandem ein Buch schenke, dann erhalte ich praktisch nie ein Echo oder einen Kommentar. Wenn ich ein jemandem ein Buch ausleihe, so bekomme ich in der Regel weder ein Feedback noch das Buch zurück. Bücher folgen offenbar ganz besonderen Gesetzen, denen ich bis heute noch nicht auf die Spur gekommen bin.