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Kolumnen

4 K-Fernsehen

4 K-Fernseher sind momentan der absolute Renner. Gemeint sind damit Geräte mit knapp 4000 Bildpunkten in der Breite. Genau genommen sind es 3860.
Hier geht es aber nicht um die Geräte, sondern die Themenbereiche der allermeisten Sendeanstalten. Schon der Name Anstalt suggeriert ja, dass es mit dem IQ nicht zum Besten steht. Aber lassen wir das im Moment mal beiseite.
4 K steht hier für: Klima, Klamauk, Kochen und Krimis, denn zurzeit sind diese vier die unangefochtenen Leader-Themen im Fernsehen.
4 K-Fernseher sind momentan der absolute Renner. Gemeint sind damit Geräte mit knapp 4000 Bildpunkten in der Breite. Genau genommen sind es 3860.
Hier geht es aber nicht um die Geräte, sondern die Themenbereiche der allermeisten Sendeanstalten. Schon der Name Anstalt suggeriert ja, dass es mit dem IQ nicht zum Besten steht. Aber lassen wir das im Moment mal beiseite.
4 K steht hier für: Klima, Klamauk, Kochen und Krimis, denn zurzeit sind diese vier die unangefochtenen Leader-Themen im Fernsehen.
Vom Klima wird niemand mehr reden, wenn es mit der Wirtschaft wieder bergabgeht, d.h. wenn der Wohlstand nicht mehr jeden einzelnen Bürger erreicht. Spätestens dann ist dieses Thema vom Tisch, weil wieder überlebenswichtige Aspekte respektive Anliegen vordergründig werden.
Was heutzutage an Klamauk im Fernsehen gezeigt wird, lockt keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Trotzdem sind die Ulksendungen, welche von den sogenannten „Comedians“ bestritten werden, ein Dauerbrenner. „Streiten“ ist übrigens in diesem Zusammenhang gut gewählt, denn alle diese Witzbolde schreien vielfach Ihre Witze und Zoten aus lauter Kehle auf das Auditorium hinunter, als ob es darum ginge die Zuschauer mundtot zu machen. Vielleicht haben die Humoristen ganz einfach Angst davor, dass sie von witzigen Zwischenrufen ausgebotet würden und wollen solche erst gar nicht zulassen. Durchs Band weg tragen diese Komiker eine groteske, schrille Kleidung, dass man meinen könnte, drei Farbenblinde hätten ihnen bei der Auswahl geholfen. Dies wohl in der Meinung, der Gröl-Faktor des Publikums sei ihnen beim Auftritt gewiss (vor allem wenn es der einzige bleiben sollte). Aber es ist halt schon so, dass der brave Bürger in Zeiten schlechter Nachrichten sich am Humor anderer erlaben möchte und wenn halt nur Sauglattes, An-den-Haaren-Herbeigezogenes oder Dumm-Abstruses dargeboten wird, so muss man halt mit diesem Angebot Vorlieb nehmen. Es wäre Zeit für einen neuen Carlo Goldoni, den berühmten italienischen Lustspielautor, der in seinen Komödien darauf ausging, die derben Spassmachen von der Bühne zu verdrängen.Aber leider hat sich das Amüsement zu einem starken sozialen Faktor gemausert. Bereits 1988 hatte Niel Postmann einen Bestseller geschrieben mit dem Titel: „Wir amüsieren uns zu Tode“. Offenbar bekommt er Recht.
In der aktuellen Hitparade der beliebtesten Themen liegt Kochen mit Abstand an der Spitze. Nicht nur im Fernsehen findet ein permanenter Wettbewerb im Kochen statt, nein auch alle Käseblätter, Online-Portals und Magazine generieren am Laufmeter Seiten mit den wildesten und ausgefallensten Rezepten. Ansonsten wird man ja offenbar nicht wahrgenommen. Auch die Meteorologen haben die Rubrik „Kochen“ schon übernommen, denn sie schwafeln unentwegt davon, dass sich „in der Wetterküche etwas zusammenbraut“. Und selbst an der Börse ist von kochen die Rede: „Die Stimmung an den Aktienmärkten kocht förmlich über,“ äusserte vor kurzem ein Börsenhändler. Selbst in der Politik ist die Küche ein Thema, denn man fragt sich ja schon, welche Rezepte ein paar Politiker angewandt haben, dass sie in Teufels Küche kamen. Auch dazu gibt es Fernsehsendungen. Kochbücher boomen und finden im Gefolge der hunderttausend TV-Kochsendungen reissenden Absatz. Sogar „Das kleine Küchenlatein“ ist kein Sprachführer für „schlecht“ oder „barbarisch“ geltendes Latein und es handelt auch nicht von einer unverständlichen Geheimsprache. Nein, das Büchlein enthält Fachausdrücke, die sich Köchinnen und Köche überlegt haben, um sich untereinander besser zu verstehen, denn oft steht man vor lauter Fachausdrücken beim Studieren von Rezepten wie der Esel am Berg. Oder wissen Sie was genau „Anschwitzen“, „Blanchieren“, „Binden“, „Dünsten“ oder „Schmoren“ bedeutet? Wenn die letzte Schneeflocke aufgetaut ist, dann karren die Herren der Schöpfung - denn diese sind ja gemäss übereinstimmenden Berichten die alleinigen Beherrscher des Grillplaneten, - dann karren also die Grillitarier wie sie neuerdings heissen, ihren Grill wieder aus der Garage. Nicht nur der Grill wird danach angeheizt, sondern auch die ewige Debatte darüber ob Gas oder Kohle die bessere Energiequelle für perfekte Grilladen sei. Im Sog dieser Grill-Olympiade laufen auch im Fernsehen zusätzlich zu den Kochsendungen pausenlos auch noch täglich irgendwelche Grillsendungen. Aber auch die hohe Zeit des Kochens scheint langsam vorbei zu sein, denn „Das Essverhalten ist im totalen Wandel. Immer schneller und bequemer muss es sein: Genau das bieten Kurierdienste. Sie sind die Zukunft, auch weil ihr Angebot immer vielfältiger wird,“ sagte neulich ein Gastronomie-Experte und in den Medien stand unter dem Titel „Uber killt das Kochen“ zu lesen, dass es für viele keinen Grund mehr gebe, selbst zu kochen. Generell werde immer weniger gekocht. Künftig werde man sich dafür nur noch am Wochenende Zeit nehmen und es als ‚Event’ zelebrieren.
Bleiben also noch die Krimis. „Kein Tag ohne Krimi,“ scheinen sich die TV-Verantwortlichen gesagt zu haben, wenn man die Programmzeitschriften durchschaut. Dabei ist ja das Angebot der Fernsehsendungen ein unvergleichliches Sammelsurium: Fantasyabenteuer, Psychodrama, Dokuporträt, Groteskdrama, Zeichentrickabenteuer, Grusel, TV-Liebesdrama, Horrorthriller, Musical, Actionkomödie, Castingshow, Animationsserie, Magazin, TV-Schmonzette, Agententhriller, Sitcom, Bollywood-Romanze, Historienepos, Retroshow usw. (habe ich übrigens alles einer Programmzeitschrift entnommen).
Man könnte aktuell problemlos wieder einen Bestseller schreiben, mit dem Titel: „Wir kriminalisieren uns zu Tode“. Das wäre jedoch jammerschade. Denn dann würden wir das 4 S-Fernsehen nicht mehr miterleben. Sie wissen nicht von was die Rede ist? Sport, Spitäler, Sex und Saufen.