Nasenstüber

Kolumnen

Und der Gewinner ist

Dauernd dankt irgendjemand unter Tränen seiner Familie und dem ganzen Team. Sie wissen von was ich rede respektive schreibe. Nun lese ich also, dass gestern der „Swiss Music Award“ vergeben wurde und zwar an ein Duo aus LeLocle. Als praktizierender Ignorant der aktuellen Musikszene ist es ja klar, dass ich keinen blassen Schimmer habe wer dieses Duo ist. Aber, dass die Musikexpertin einer grossen Schweizer Tageszeitung diverse Telefonate führen musste, um herauszufinden, wer diese beiden Musiker eigentlich sind an welche dieser Preis verliehen wurde, liess mich schon aufhorchen und machte mich etwas stutzig. Nichtsdestotrotz wird der Anlass in den Medien als relevanter Entertainment-Event bezeichnet.

Dauernd dankt irgendjemand unter Tränen seiner Familie und dem ganzen Team. Sie wissen von was ich rede respektive schreibe. Nun lese ich also, dass gestern der „Swiss Music Award“ vergeben wurde und zwar an ein Duo aus LeLocle. Als praktizierender Ignorant der aktuellen Musikszene ist es ja klar, dass ich keinen blassen Schimmer habe wer dieses Duo ist. Aber, dass die Musikexpertin einer grossen Schweizer Tageszeitung diverse Telefonate führen musste, um herauszufinden, wer diese beiden Musiker eigentlich sind an welche dieser Preis verliehen wurde, liess mich schon aufhorchen und machte mich etwas stutzig. Nichtsdestotrotz wird der Anlass in den Medien als relevanter Entertainment-Event bezeichnet.
In der Tat vergeht kaum ein Tag, ohne dass man liest, was am Vorabend wieder für tolle Awards verliehen worden sind. Es herrscht eine regelrechte Inflation. Preisverleihungen schiessen wie Pilze aus dem Boden und scheinen zu einem echten Business zu verkommen. Es herrscht ein regelrechter internationaler Auszeichnungswahn. Der letzte Schrei sind in etwa die „Influencer Awards“. Nur eine logische Konsequenz in Zeiten wo Selbstvermarktung zu einem Beruf verkommen ist. Zugegeben, die althergebrachten Awards haben schon eine spezielle Aura, die von etwas Gewichtigem, Grossem, Ehrwürdigem. Wichtige Preise werden schon seit mehr als 100 Jahren vergeben. Der wohl prestigeträchtigste dürfte der Nobelpreis sein. Der allgemein bekannteste und populärste jedoch ist wahrscheinlich der „Academy Award“, dessen offizieller Name „Academy Award of Merit“ lautet und der besser bekannt ist unter seinem Spitznamen „Oscar“. Hier kennen auch nur halbwegs Interessierte in der Regel die Preisträger. Seit Beginn der Oscar-Preisverleihung 1929, werden die Sparten „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“ und „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet. Seit 1932 werden zudem der beste Kurzfilm, seit 1942 auch der beste Dokumentarfilm und seit 1947 der beste fremdsprachige Film honoriert.
Damit auch noch andere Schauspieler zum Zug kommen, sprich sich einen Award einheimsen können, werden seit 1937 auch je ein Oscar für den besten Nebendarsteller und die beste Nebendarstellerin vergeben. In der Folge wurden also immer restriktivere Limiten sprich Kirterien zur Preisverleihung, angewandt, damit der Anwärterkreis ja nicht zu gross war, respektive der Mitbewerberkreis möglichst klein gehalten werden konnte. Die Kriterien wurden zusehends auf einen bestimmten Personenkreis zugeschnittten. So wird zum Beispiel der Calzone-Award nur an blonde Italienerinnen, unter 25 Jahren, Linkshänderinnen, mit einer Grösse über einen Meter achtzig, ohne Parteimitgliedschaft und einer Körbchengrösse C vergeben.
International bekannt sind auch die verschiedensten wichtigen Literaturpreise. Auch hier wird er prestigeträchtigste in Amerika verliehen. Bei Journalisten ebenso berühmt und begehrt wie der Oscar in der Filmindustrie ist in den USA nämlich der Pulitzer-Preis. Mit seinen Auszeichnungen für Romane und Sachbücher ist er aber auch der wichtigste US-amerikanische Literaturpreis. Wurden zu Beginn nur die Kategorien „Dienst an der Öffentlichkeit“, „Leitartikel“, sowie „Theater“, „Geschichte“ und „Biographie“ ausgezeichnet, so wurden auch hier über die Jahre hinweg mehrere Kategorien eingestellt, erweitert oder umbenannt. Von Joseph Pulitzer, dem ungarisch-amerikanischen Journalisten und Zeitungsverleger stammt übrigens auch die Aussage; „Die Presse mag ausschweifend sein. Aber sie ist das moralischste Werkzeug der Welt von heute. Durch die Furcht vor der Presse werden mehr Verbrechen, Korruption und Unmoral verhindert als durch das Gesetz.“ Wahrscheinlich hat er sogar recht.
Und weil eben Hintz und Kuntz auch gerne einen Pokal in seine Vitrine stellen wollte, wurden dann nach und nach die groteskesten, kuriosesten, einfältigsten und schrägsten Preise aus der Taufe gehoben nach dem Motto: „Eigentlich schnurz, soviel ich weiss, gibt’s für jeden Furz ’nen Preis.“ Es wundert mich zusehends, dass ich noch bei sehr vielen Verwandten und Freunden zu Besuch gehen kann, ohne dass in ihrer Vitrine ein Award zu bestaunen ist.
„Ohne Fleiss kein Preis!“ war über viele Generationen hinweg das Leitmotiv, wenn man eine Auszeichnung einheimsen wollte. Gratis sozusagen gab es so etwas nicht. Das hat sich neuerdings gewaltig geändert. Wenn man bloss hübsch aussieht, sich möglich weitgehend auszieht oder eine sogenannte Celebrity ist, so fliegen einem die Awards nur so zu. Engpässe gibt es schon gar keine, denn unter awards.com können die Preisverleiher nämlich unter 5252 verschiedenen Awards- und Recognition-Produkten auswählen. Wen wundert’s dass da die Preisverleihungen stärker ins Kraut wachsen als das Unkraut im Garten.
Manchmal ist es jedoch mit einer Awardverleihung etwas schwierig. Zum Beispiel, wenn der „Swiss Stop Islamisation Award“ vergeben werden sollte. Denn alle Nominierten wollten den Preis nicht annehmen, weil sie fürchten als islamfeindlich abgestempelt und von der Presse boykottiert zu werden.
Und dann gibt es ja auch noch Negativpreise. Ein Negativpreis, auch Schmähpreis genannt, ist eine Auszeichnung bzw. eine ‚Antiauszeichnung’, die vom Gesichtspunkt des Preisverleihers aus für als negativ erachtete, also eigentlich nicht ‚preiswürdige’ Leistungen vergeben wird. Die Preisverleihung findet aus diesem Grund meist in Abwesenheit der Preisträger statt. Die Vergabe eines solchen Preises kann entweder Unterhaltungszwecken dienen oder dafür gedacht sein, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für Missstände zu stärken. Ein klassisches Beispiel dafür ist der “Darwin Award“. Er wird an Menschen verliehen, die sich (meist aus Dummheit) versehentlich selbst töten oder unfruchtbar gemacht haben. „Sich“ – wie es in den Statuten heisst – „aus dem Gen-Pool der Menschheit verabschiedet haben“. Er wird also posthum verliehen und im Internet veröffentlicht. Einen zahlenmässig nicht unwesentlichen Beitrag zu diesem Antiaward liefern neuerdings die Smartphones, respektive Leute, die oberhalb einer 60 Meter hohen Felswand mit ihrem Smartphone ein ultimatives Selfie knipsen wollten. Weltweit sterben heutzutage mehr Menschen bei Selfie-Aufnahmen als durch Haiangriffe. 

Wenn Sie also einen Preis verliehen haben möchten, so müssen Sie nur die Kriterien eng genug wählen, wie zum Beispiel: Alter unter 20 Jahren, graue Haare, Veganer,
Wakeboarder, klaustrophob, Vater Glasbläser, u.s.w.
Ich meinerseits, überlege mir ernsthaft Aktien einer Teppichmanufaktur zu kaufen, denn was da in letzter Zeit an den diversesten und apokryphsten Preisverleihungen an Kilometern von rotem Teppich ausgelegt wurde, das geht schon ganz schön ins Tuch um eine entsprechende Metapher zu bemühen.
Sie, geehrter Leser, verehrte Leserin, haben sich redlich einen Award verdient und zwar unabhängig davon, ob sie östlich oder westlich der Reuss zu Hause sind, egal welches Ihre Schuhnummer ist, ob Sie Velofahren oder nicht und ob Sie bei Lidl oder Aldi einkaufen, graue Haare haben oder nicht, bloss weil Sie diesen wenig hochtrabenden Text (diesen Schrott) zu Ende gelesen haben. Chapeau!

PS: Unlängst musste ein doch immerhin relativ bekannter Award seine Segel streichen, oder treffender gesagt, die Bühne räumen: Die „Goldene Kamera“. Eine wie ein Kolumnist schrieb: „sponsorengetränkte Selbstbeweihräucherungssause“. Die „Goldene Kamera“ habe aus lauter Verzweiflung im Kampf um ein wenig internationalen Glamour jeweils ein paar schon leicht aus der Mode gekommene Schauspieler eingekauft und diese mit einer Trophäe ausgestattet. Doch zu wenige Zuschauer wollten sich jedoch in jüngster Zeit die endlosen Lobesorgien antun, sodass das ZDF dieser Gala nun den Stecker gezogen hat. Aber es wird wohl sein wie bei der Hydra: Wenn man einen Kopf abschlägt wachsen neun neue nach.